Was tun bei Nasenbluten?

Nasenbluten (Wir HNO-Ärzte nennen es „Epistaxis“) ist eine unangenehme Sache. Meistens harmlos, aber manchmal auch gefährlich!

In 95 % aller Fälle befindet sich die Blutungsquelle in den vorderen Abschnitten der Nasenscheidewand. Hier gibt es ein kleines, oberflächlich liegendes Venengeflecht, das leicht verletzt werden kann. Insbesondere bei Atemwegsinfekten ist die Schleimhaut zudem noch sehr empfindlich und leicht verletzlich. Entdeckt wurde diese besondere Stelle an der Nasenscheidewand von Prof. Kiesselbach. Diese Stelle ist nun nach ihm benannt: „Kiesselbach’scher Ort“ oder auf lateinisch (der Sprache der Anatomen): „Locus Kiesselbachi“. (Das Wort „Locus“ ist nicht anrüchig – es ist ein normales lateinisches Wort und bedeutet „Ort“. Wir bezeichnen zum Beispiel unsere örtliche Zeitung auch als „lokale“ Presse.)

Es ist gut zu wissen, dass Blut gerinnen kann! Das geronnene Blut ist der Klebstoff, der das Loch im Blutgefäß verklebt. Blut fängt sofort an zu gerinnen, sobald es an eine verletzte Stelle kommt. Fertig ist das Blutgerinnsel aber nicht sofort – es dauert schon noch ein paar Minuten! Drei Minuten mindestens! Wenn man das Blut also einfach fließen lässt, dann ist es drei oder vier Minuten später geronnen – aber nicht im Gefäßleck, sondern auf dem Hemd, auf der Hose, auf dem Fußboden oder im Waschbecken! Dort brauchen wir den Klebstoff aber nicht! Wir brauchen ihn in der Nase! Genau in dem Loch im Blutgefäß. Genau dieses Loch muss nämlich zugeklebt werden. Mit dem Blutgerinnsel als Klebstoff.

Was ist also zu tun?
Erst einmal: Bitte Ruhe bewahren! Wenn man sich aufregt, dann steigt der Blutdruck und drückt nur noch mehr Blut aus der Nase! Das ist nicht gut! Dann das Wichtigste: Mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel fest zusammenpressen! Alles, was weich ist an der Nasenspitze, muss zusammengedrückt werden! Wenn die Nasenspitze – und damit das offene Blutgefäß – komprimiert wird, dann kommt das Blut wohl in das Loch hinein – aber nicht wieder heraus! Wenn man geduldig ist und die Nase drei oder vier Minuten zusammenpresst, dann ist aus dem flüssigen Blutstropfen der Klebstoff geworden, der das Loch verschließt! Fertig! Aber Achtung: Wenn Ihr Blut 4 Minuten braucht, um zu gerinnen und Sie lösen die Kompression schon nach 3 Minuten, dann fließt der zu 75 % fertige Klebstoff umgehend aus dem Gefäßleck und sofort ist ein neuer, frischer Tropfen Blut darin. Bei jeder vorzeitigen Lösung der manuellen Kompression wird die Uhr sofort wieder auf „Null“ gesetzt! Man muss also leider nach jedem fehlgeschlagenen Blutstillungsversuch länger die Wunde verschließen! Das gilt übrigens für jede blutende Wunde!

Unterstützend wirkt auch eine Kompresse mit kaltem Wasser im Nacken und am Hals. Durch den Kältereiz ziehen sich reflektorisch die Blutgefäße zusammen. Dann fließt das Blut nicht so schnell und nicht so viel.

Und beugen Sie den Kopf nach vorn! Nicht nach hinten! Wenn Sie den Kopf nach hinten nehmen und Sie treffen die blutende Stelle nicht genau, dann blutet es ja weiter. Man sieht es nur nicht mehr! Eine Blutung wird nicht dadurch harmlos, dass man die Augen vor ihr verschließt! Oder dass man die Blutung „versteckt“! Wenn Sie größere Mengen Blut verschlucken, dann müssen Sie wissen, dass der Magen das Blut nicht bei sich behält! Sie verstehen, was ich meine!

 

Sollte die Blutung so heftig sein, dass das Blut trotz zugehaltener Nase aus dem Mund fließt, dann müssen Sie umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen. Nachts fahren Sie bitte in die nächstgelegene HNO-Klinik! In seltenen und schweren Fällen ist eine Nasenblutung leider nur durch den HNO-Facharzt zu stillen!

Nehmen Sie nach einer Blutung für ein paar Tage keine Schmerzmittel, die Acetylsalizylsäure enthalten! Und lassen Sie Ihren Blutdruck kontrollieren! Zu hoher Blutdruck ist gefährlich! Haben Sie eine Blutgerinnungsstörung? Lassen Sie sicherheitshalber auch die Blutgerinnung kontrollieren! Suchen Sie für einen Allgemein-Check Ihren Hausarzt auf! Und pflegen Sie Ihre Nase durch Anwendung von Nasensalben oder Nasenölen!

Wenn Sie Schnupfen haben: Vermeiden Sie heftiges „Rubbeln“ an der Nase! Schon geringe Scherkräfte reichen aus, um die Schleimhaut wieder neu aufzureißen!

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