Zunächst einmal sind HNO-ärztliche Untersuchungen notwendig. Wenn dabei Krankheiten erkannt werden, dann müssen diese natürlich behandelt werden.
Danach stehen die Hörprüfungen auf dem Programm. Hörprüfungen sind ganz wichtig. Warum?
Wir haben schon gehört, dass Tinnitus und Schwerhörigkeit Funktionsstörungen im Ohr sind. Sie hängen auch zusammen. Eine genaue Hörprüfung gibt einen guten Aufschluss über die Funktionstüchtigkeit der Ohren. Aber Tinnitus und Schwerhörigkeit hängen noch auf andere Art und Weise zusammen.
Ohrgeräusche können von Außengeräuschen überlagert werden, so wie das Sternenlicht vom Sonnenlicht überstrahlt wird. Wollen Sie die Sterne sehen, dann müssen Sie in den Sonnenschatten gehen – in die Nacht. Wollen Sie Ihre Ohrgeräusche hören, dann müssen Sie in den Lärmschatten gehen – also auch in die Nacht, denn nachts ist es nicht nur dunkel, es ist auch still!
Eigentlich kann jeder Mensch in einem absolut schalltoten Raum Geräusche hören, besonders, wenn er lange genug hinhört! Sollte er sie nicht von allein hören, dann kann man ja nachhelfen: man braucht nur zu sagen , dass die Geräusche da sind! Schwups – sind sie da! Dieses Beispiel zeigt: Stille kann Ohrgeräusche erzeugen. Stille kann Ohrgeräusche verstärken. Aufmerksamkeit kann Ohrgeräusche erzeugen. Und auch Aufmerksamkeit kann Ohrgeräusche verstärken.
Schwerhörige Menschen tragen ihren eigenen schallreduzierten Raum ständig bei sich! Durch die Schwerhörigkeit können die normalen Außengeräusche nicht mehr an das Ohr dringen und die eigenen, inneren Ohrgeräusche vertreiben.
Aus den Hörprüfungen ergibt sich also auch manchmal ein therapeutischer Ansatz.
Zu den Hörprüfungen gehören auch die Bestimmung der Rausch- oder Tonverdeckbarkeitskurve und die elektrische Reaktionsaudiometrie des Hirnstamms (BERA).
Bei der Bestimmung der Rausch- oder Tonverdeckbarkeitskurve wird das Ohrgeräusch hinsichtlich Tonhöhe und Lautstärke bestimmt und anschließend versucht, mit Geräuschen oder Tönen anderer Tonhöhen das Ohrgeräusch zu verdecken. Dazu macht man die verdeckenden Geräusche oder Töne langsam immer lauter, bis der Patient angibt, sein Tinnitus sei nicht mehr hörbar.
Bei der elektrischen Hirnstammaudiometrie wird die Funktion der Hörnerven überprüft. Dazu greift man mit Elektroden ganz geringe elektrische Spannungen von der Kopfhaut ab. Diese Spannungen werden im Computer weiterverarbeitet, so dass der Arzt sie beurteilen kann.
Sollten sich Anhaltspunkte ergeben, dass mit den Hörnerven eventuell irgend etwas nicht in Ordnung ist, dann wird auch noch eine „Kernspin-Tomographie“ durchgeführt. Diese Untersuchung liefert Bilder vom Inneren des Kopfes. Dabei wird der Kopf nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit sehr starken Magnetfeldern untersucht. Das ist ungefährlich.
Neben den HNO-ärztlichen Untersuchungen sollten Sie – je nach Notwendigkeit – auch noch andere Untersuchungen durchführen lassen.
Manchmal ist Tinnitus oder Schwerhörigkeit Folge einer Art von „Ohrinfarkt“. Sie wissen, dass es Risikofaktoren für Gefäß- und Infarkt-Krankheiten gibt: Rauchen, hoher Blutdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, hohe Blutfettwerte, Zuckerkrankheit sind die wichtigsten dieser Risikofaktoren. Lassen Sie diese Risikofaktoren beim Hausarzt überprüfen. (An dieser Stelle eine Bemerkung: wenn alle Risikofaktoren vorliegen, dann ist das Risiko für eine Gefäßerkrankung zwar hoch, liegt aber nicht bei hundert Prozent. Liegt kein einziger Risikofaktor vor, ist allerdings das Risiko auch nicht bei null Prozent!)
Nackenmuskelverspannungen und Halswirbelsäulenprobleme können ebenfalls Tinnitus auslösen oder verstärken. Wenn Sie davon betroffen sind, so stellen Sie sich zur Behandlung dieser Probleme bitte beim Hausarzt (oder beim Orthopäden – nach Rücksprache mit dem Hausarzt) vor. Manchmal helfen Spritzen, krankengymnastische Übungen oder Massagen.
Auch das Gebiß sollte in Ordnung sein. Vor allem ist es die Kaufunktion des Gesamt-Gebisses, auf die wir unser Augenmerk richten müssen. Wenn Ober- und Unterkiefer nicht genau zusammenpassen, können die Kiefergelenke darunter leiden. Manche Patienten sind auch innerlich so verspannt, dass sie nachts mit den Zähnen knirschen. Dabei werden die Zähne teilweise abgerieben und auch die gesamte Kaumuskulatur ebenso wie die Kiefergelenke belastet.
In allen Fällen mit Zahn- und Kiefergelenksproblemen müssen Sie Ihren Zahnarzt zu Rate ziehen!
Es gibt noch einige Erkrankungen, die in seltenen Fällen Tinnitus auslösen oder verstärken können. Besonders, wenn Sie an echtem Rheuma oder an anderen Autoimmunkrankheiten leiden, dann sagen Sie uns das bitte.
Wenn alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt worden sind, dann müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir den Tinnitus behandeln wollen.