Eine Teilentfernung der Gaumenmandeln (Tonsillotomie, TT) ist im Gegensatz zur vollständigen Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie, TE) nur mit modernen Operationsverfahren (Laser, Radiofrequenzchirurgie, Coblation) möglich. Mit konventionellen Verfahren ist das Risiko unbeherrschbarer Blutungen zu hoch.
Mit zunehmender Verbreitung der modernen Operationsverfahren gewinnt auch die Teilentfernung der Gaumenmandeln an Bedeutung.
Man darf aber nicht übersehen, dass die Teilentfernung der Gaumenmandeln nicht in jedem Fall medizinisch sinnvoll ist! Wenn man nur einen Teil der Gaumenmandeln entfernt, dann heißt das, dass ein anderer Teil der Gaumenmandeln im Körper verbleibt!
Eine Tonsillotomie (TT) ist nicht sinnvoll bei häufigen Atemwegsinfekten! Wenn es darum geht, Infektionsquellen zu entfernen, dann müssen diese Infektionsquellen vollständig und im Ganzen entfernt werden. Belässt man einen Teil des infektiösen Gewebes, dann ist ein OP-Erfolg nicht zu erwarten. Eine Operation mit einem hohen Misserfolgsrisiko ist aber sinnlos! Das Verhältnis von OP-Risiko zu OP-Nutzen wird inakzeptabel, wenn der Nutzen bei „Null“ liegt!
Andererseits gibt es von Mandeln verursachte Krankheiten, die nichts mit Atemwegsinfekten zu tun haben. Sehr große Mandeln können ein Atemhindernis darstellen, obwohl sie „innerlich gesund“ sind! Wenn also allein die Größe der kindlichen Gaumenmandeln problematisch ist, dann ist eine TT durchaus ein alternativer Eingriff mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit.
Die TT ist unter Anwendung der modernen Operationstechniken – wir benutzen die Coblationstechnik – deutlich risikoärmer als die vollständige Mandelentfernung (TE). Die TT kann auch mit einer Polypenentfernung (Adenotomie, AT) kombiniert werden. Dennoch: ein geringes Risiko ist trotzdem kein „Nullrisiko“.
Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir die Kinder nach der Operation noch für 2 Tage im Krankenhaus belassen. Die Sicherheit ist mir als Arzt sehr wichtig – sie sollte Ihnen als Eltern auch sehr wichtig sein!
Nochmals: Die Entscheidung zur TT sollte man nur treffen, wenn diese spezielle Operation medizinisch sinnvoll und erfolgversprechend ist! Erst wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, darf man sich für die TT und die damit verbundene Risikominimierung entscheiden. Man tut seinen Kindern und sich selbst keinen Gefallen, wenn man eine hohe Infektrate der Atemwege verschweigt oder ignoriert, nur damit die TE vermieden und ersatzweise die TT durchgeführt wird! Auch ein noch so kleines Operationsrisiko ist zu groß, wenn die Operation überflüssig ist!
Unnötige Operationen muss man vermeiden; man kann sie nicht „risikominimieren“!
Wenn Ihnen jetzt auffällt, dass Ihr Kind doch größere Probleme mit Atemwegsinfekten hat und weniger mit Atemhindernissen, dann sollten wir uns nochmals gemeinsam beraten! Leidet Ihr Kind jedoch vorwiegend unter Atmungsbehinderungen und nicht unter Infekten, dann ist die Tonsillotomie (TT) bzw. die Adeno-Tonsillotomie (ATT) eine sehr sinnvolle, risiko- und schmerzarme Alternative zur vollständigen Mandelentfernung.
Sollten trotz der Operation später doch noch häufige Atemwegsinfekte auftreten, dann kann die Entfernung der Restmandeln auch später noch problemlos durchgeführt werden, natürlich ebenfalls mit dem schmerz- und risikoarmen Coblationsverfahren.