Parazentese und Paukenröhrcheneinlage

Stirnspiegel für die HNO-Untersuchung und Behandlung mit einem Sortiment Ohrtrichter.

Hinter dem Trommelfell befindet sich das Mittelohr (die „Paukenhöhle“). Das Mittelohr ist normalerweise lufthaltig. Die Luft strömt durch eine offene Verbindung, die im Raum hinter der Nase entspringt – die Ohrtrompete -, in das Mittelohr.

Infolge längerandauernder Verstopfung der Ohrtrompete kann es zu einem Unterdruck im Mittelohr kommen. Als häufigste Ursache solcher Verstopfungen sind Infekte der oberen Luftwege sowie im Kindesalter eine vergrößerte Rachenmandel – „Polypen“ oder „Wucherungen“ – zu nennen.

Wenn ein Paukenunterdruck längere Zeit besteht und durch Luft nicht ausgeglichen werden kann, dann wird er durch Gewebsflüssigkeit ausgeglichen: es kommt zum Paukenerguss. Beide, der Paukenerguss mehr noch als der Paukenunterdruck, bewirken eine Schwerhörigkeit.

Operationsmikroskop für die Mikro-Chirurgie des Ohres

Durch Infektionen der Atemwege bedingte Paukenergüsse verschwinden aber innerhalb von drei Monaten von allein wieder. Diese Fälle müssen entweder gar nicht oder nur mit Medikamenten und Lufteinblasungen in das Mittelohr behandelt werden. – Bei etwa vier von fünf Kindern sind die Paukenergüsse infektbedingt und gehen somit von allein wieder weg.

Wenn jedoch – im Kindesalter – eine vergrößerte Rachenmandel die Paukenergüsse verursacht hat, dann können diese nicht mehr von allein und auch nicht mit medikamentöser Behandlung verschwinden. Dann muß die Ursache der Paukenergüsse – die vergrößerte Rachenmandel also – operativ entfernt werden. Wenn also Paukenergüsse bei Kindern länger als drei Monate andauern, dann kann man eine sogenannte „Polypen-Operation“ nicht mehr vermeiden. Allein durch diese Operation heilen dann wieder etwa 80 % der Paukenergüsse ab. Sollten während der Operation Paukenergüsse festzustellen sein, dann werden zusätzlich auch noch kleine Schnitte in die Trommelfelle gemacht („Parazentese“). Durch diese Schnitte wird die Flüssigkeit abgesaugt und Luft strömt in die Mittelohren. Die Parazentesen verheilen nach wenigen Tagen.

Wenn nach weiteren drei Monaten ein Paukenerguss immer noch nicht verschwunden ist, dann muß das Mittelohr längere Zeit von außen, also durch das Trommelfell, belüftet werden. Deshalb darf die Parazentese sich nicht so schnell verschließen; um das zu verhindern, legt man ein sogenanntes „Paukenröhrchen“ in den Trommelfellschnitt, so daß die Schnittränder sich nicht berühren. Die Aufgabe der Paukenröhrchen ist nicht, Flüssigkeit aus dem Mittelohr nach außen abzuleiten, sondern Luft von außen in das Mittelohr zu führen. Wenn ein Ohr nach einer Paukenröhrcheneinlage anfängt zu laufen, so ist das immer ein Zeichen einer Entzündung!

Paukenröhrchen im Größenvergleich. Blick und Aufnahme durch das OP-Mikroskop.

Bei Kindern sind oftmals Paukenröhrchen bis zum Erreichen etwa des 10. Lebensjahres notwendig! Oft sind nämlich danach erst die Luftwege im Inneren des Kopfes (die Ohrtrompete) so groß, daß die natürliche Belüftung funktioniert. Bis zu diesem Zeitpunkt sind dann eben oft Ersatz-Belüftungen von außen nötig!

Paukenröhrchen vor dem Einsatz. Blick und Aufnahme durch das OP-Mikroskop.

Die Röhrchen liegen unterschiedlich lange. Wenn sie verstopfen, dann stoßen sie sich bald ab. Dann muß man abwarten, ob der Paukenerguss wieder „nachläuft“ und ggf. neue Paukenröhrchen legen. Eine alleinige Paukenröhrcheneinlage – ohne Zusatzoperation – wird ambulant durchgeführt: bei Kindern in Narkose, bei Erwachsenen in örtlicher Betäubung.

Die Operation erfolgt durch den Gehörgang; sie hinterlässt keine äußeren Narben. Mit liegendem Paukenröhrchen darf man auch schwimmen; man darf nur nicht tiefer als 2 m tauchen. Bleibende Löcher nach Paukenröhrcheneinlage kommen praktisch nicht vor.

Wenn Sie aus der Beschreibung etwas nicht verstanden haben sollten oder weitere Einzelheiten wissen möchten, so dürfen Sie mich jederzeit fragen.