Kieferhöhlenfensterung

Modell mit Querschnitt durch die NNH

Die Kieferhöhlen gehören zum System der Nasennebenhöhlen (NNH). Es sind die größten Nasennebenhöhlen. Sie liegen im Oberkiefer oberhalb der Zähne.

Alle Nasennebenhöhlen müssen belüftet werden. Es handelt sich im Prinzip um „Blindsäcke“ mit einem einzigen Eingang, der zugleich auch Ausgang ist. Dieser Ein- und Ausgang liegt nicht an der tiefsten Stelle der Kieferhöhle, sondern höher, oberhalb der unteren und unterhalb der mittleren Nasenmuschel. Der Ein- / Ausgang sieht aus wie ein Halbmond und heißt deshalb auch „Hiatus semilunaris“ („semi“ bedeutet „halb“ und „Luna“ ist der „Mond“). Normalerweise kann man aber den „Hiatus semilunaris“ nicht sehen: Er ist durch die mittlere Nasenmuschel verdeckt.

Obwohl der gemeinsame Ein- / Ausgang der Kieferhöhlen nicht an der tiefsten Stelle liegt, können Sekrete aus den Kieferhöhlen abfließen! Bergauf! Das liegt an der „Flimmerschleimhaut“ in den Nasennebenhöhlen, die das Sekret mit feinsten Flimmerhärchen bergauf in Richtung Ausgang transportieren.

Bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen kann der Ein- / Ausgang leicht und schnell zuschwellen. Dann kann das entzündliche Sekret nicht herausfließen und Frischluft kann nicht eintreten. Die Entzündungssekrete (Eiter!) sind nicht nur infiziert – sie sind auf infektiös! Wenn die Sekrete nicht abfließen können, bleiben sie in den NNH und können dort zu weiteren Schleimhautschwellungen führen, die den Abfluss noch mehr verstopfen. Am Ende dieses „Teufelskreises“ steht die chronische Entzündung.

Wenn eine medikamentöse Therapie nicht mehr helfen kann, dann muss man die Kieferhöhlen operativ eröffnen. Dabei wird ein kleines Loch („Fenster“) in den papierdünnen Knochen zwischen Kieferhöhle und Nasenhaupthöhle gemacht. Meistens wird auch der „Hiatus semilunaris“ („eine Etage höher“) erweitert. Durch das neue Kieferhöhlenfenster können Sekrete abfließen und Frischluft kann eintreten. Gleichzeitig bietet das Fenster aber auch Vorteile in der späteren Diagnostik und Therapie: Einerseits kann man mit Endoskopen durch das Fenster in die Kieferhöhle schauen, andererseits kann man auch mal – bei Bedarf – durch das Fenster Salben einbringen. – Das Wort „Fenster“ bedeutet nicht, dass eine Glasscheibe oder Ähnliches eingesetzt wird!

Die Kieferhöhlenfensterung ist harmlos. Dennoch können Schmerzen auftreten – auch im Bereich der Oberkieferzähne. Das liegt an einer möglichen Irritation der Nerven, die aus den Zähnen zum Gehirn ziehen. Diese Beschwerden gehen meistens wieder weg. Nach der OP kann noch für einige Wochen eine medikamentöse Nachbehandlung erforderlich werden. Manchmal muss auch Cortison (lokal oder in Tablettenform) eingesetzt werden, manchmal sind auch Antibiotika nötig. In der ersten Zeit nach der Operation ist eine lokale Wundbehandlung in der Praxis erforderlich, wozu auch Absaugungen gehören.

Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, dürfen Sie mich jederzeit fragen!